100 TAGE PROJEKT – COFFEEFILTER MEETS INK – Vollendung

Mittlerweile habe ich das Projekt tatsächlich beendet. 100 Tage lang, egal ob ich krank oder auf einer Reise war, habe ich täglich ein Bildchen auf einen Kaffeefilter gemalt. Vor kurzem habe ich die Bildchen laminiert, damit ich sie besser bewahren kann. Als ich das einzelne Bild wieder vor Augen hatte, erinnerte ich mich an die kleinen schönen Momente in den letzten drei Monaten. Ich bin dankbar, dass diese Idee damals zu mir gekommen ist und mich motiviert hat, das Ganze ohne Sinn und Zweck zu Ende gebracht zu haben, einfach aus einer Vereinbarung mit mir selbst. Ich habe gelernt, die Kleinigkeiten im Alltag zu schätzen, bin achtsamer geworden, habe schöne chinesische Gedichte zu den Bildchen gefunden und bin gleichzeitig im Malen ein bisschen besser geworden. Das reicht.

Naturtheater

Genieße die weite Stille im Mondeslicht,

vergiss die heiße Hektik des Tages.

In dem Moment

sind wir Zuschauer in einem Naturtheater.

Schattenspiele von Bäumen und Häusern im Wasser.

Sinfonie von singenden Zikaden in den Bäumen.

Wir stehen da und träumen.

100 Tage Projekt – Coffeefilter meets ink – Update

Bis heute habe ich 45 Bildchen gemalt. Die Hälfte des Projekts ist bald geschafft. Im Laufe der Zeit muss ich nun nicht mehr „durchhalten“, um das Ziel zu erreichen. Das Malen ist ein Bestandteil meines Alltags geworden. Das ist keine Belastung, sondern eine Bereicherung. Abends denke ich darüber nach, was tagsüber passiert ist, welche schöne Dinge ich gesehen habe und was mich berührt hat. Dann fang ich an zu malen. Das Motiv war z.B. ein Hase, den ich morgens auf dem Weg zur Arbeit gesehen habe. Er saß sehr ruhig neben einem Baum auf der Wiese. Ich ging ganz langsam zu ihm und habe endlich ein Foto geschossen. Normalerweise klappt das nie bei mir, ein Foto von einem Hasen in der Nähe zu machen. Vielleicht war er auch noch nicht ganz wach wie ich. ☺️ Am Abend versuchte ich, den Hasen zu malen. Die Kontur sah einfach aus. Beim Malen war es aber gar nich einfach, den Hasen realitätsnah darzustellen. Mal stimmte die Proportion nicht. Mal stimmte die Form nicht. Nach dem sechsten oder siebten Mal hatte ich ein relativ zufriedenstellendes Ergebnis.
Weitere Beispiele sind: Ein Foto von der Tochter einer Freundin. Sie war sehr stolz darauf, ihre Haaren schön geflochten zu haben. Eine weiße Taube, die ich unterwegs sehen habe. Oder aber einer meiner „Schätze“ zu Hause: Herr Fusch (mein Fisch), der täglich mit seiner „Show“ mich zum Lächeln bringt; meine Teekannen und Tassen, die ich gesammelt habe und für verschiedene Tees benutze; meine Laterne auf dem Balkon, die den dunklen Abend mit der sanften Kerzenbeleuchtung erleuchtet; meine Lieblingsbluse, mit der ich mich sehr wohl fühle; der Pinsel meines Opas, mit dem ich täglich Kalligraphie übe, als ob er bei mir wäre; meine kleine Vase mit den Blümchen, die ich vom verwelkten Strauß „gerettet“ habe. … Es gibt so viel über die kleinen Dinge im Alltag zu erzählen. Genau diese Dinge haben meine gehetzten Schritte zu der Arbeit angehalten und meinen „rasenden“ Kopf nach der Arbeit heruntergeschaltet. Durch das Malen habe ich gelernt, die Dinge anders zu betrachten. Die Linien, die Formen, die Proportionen und das Leben an sich. Sie sind in meinen Augen präsent und lebendig geworden. Sie bringen die Schönheit und Lebendigkeit in den Alltag. Ich bin dankbar, sie gesehen zu haben. Als Dankeschön möchte ich sie weiter malen.

Meine 5 Tipps, den beruflichen Alltag schöner zu gestalten.

1. Wenn ich morgens mit der Straßenbahn auf die Arbeit fahre, liegt der Wochenmarkt gerade in der Nähe von der Umstiegshaltestelle. Ich steige aus, gehe mit guter Laune zu meiner Blumenfrau und kaufe mir einen kleinen Strauß für meinen Schreibtisch. Die Frau kennt mich schon und wir wünschen zum Schluss immer gegenseitig eine schöne Woche. Ich, mit meinem Blumensträußchen, fahre dann weiter auf die Arbeit. Lustigerweise wurde ich ab und zu entweder gefragt für wen ich den Strauß gekauft hätte oder von wem ich den schönen Strauß geschenkt bekommen hätte. Als ich mit „für mich selbst oder von mir selbst“ antwortete, war diese Person immer ein bisschen überrascht. Also, wenn man Blumen mag, warum kauft man sich nicht einen Blumenstrauß? Tut das!

2. Manchmal finde ich unterwegs auch am Boden liegende Blüten. Dann hebe ich sie auf und stecke sie vorsichtig in meine Tasche. Einerseits wird das Leben der Blüten verlängert, andererseits machen sie den beruflichen Alltag schöner.

3. Es geht mit den Blumen noch weiter. Wenn sie freitags immer noch nicht komplett verblüht sind, nehme ich sie mit nach Hause. Dort sortiere ich die noch blühenden Blumen aus und stecken sie in meine kleinen Vasen.

4. Auf dem Hin- und Rückweg bin ich auch viel zu Fuß unterwegs. Die Wildpflanzen in den Rissen der Straße oder auf einer Baustelle sind echt ein Hingucker. Sie schmücken meinen Weg auf die Arbeit und die Lebenskraft der Natur erstaunt mich immer wieder.

5. Wenn man die Augen öffnet, sieht man viel mehr in der Natur. Sie begleitet mich täglich und schenkt mir immer von neuem Überraschungen.

Entenfamilie

Ente, Ente,

so stolz bist du!

Steht herrlich auf der Banklehne am See,

schaut links und rechts.

In der Nähe eine zweite wachsame Ente.

Auf der saftigen Wiese spielen ihre Kinder.

Ki ki ki, ki ki ki …

Sie sind eine Familie.

Wir sind in ihr zu Hause eingedrungen,

ohne es zu wissen.

Der Himmel ist das Dach,

der Wiese ist der Boden,

der See ist das Bad,

wir sind die Fremden.

Xiang Slow Life

Ein Ort, an dem man die Langsamkeit wieder findet, die man heutzutage so schnell verlieren kann.

Man sagt, dass das Lernen ein lebenslanges Projekt ist. Dem stimme ich zu. Für mich bezieht sich das allerdings nicht nur auf das Erlernen von Fertigkeiten, sondern auch -vielleicht sogar noch wichtiger- der Wertschätzung der Kleinigkeiten in unserem Alltag.

In einer Gesellschaft, in der Leistung als Voraussetzung für so genannte Erfolgsgeschichten im Vordergrund steht, strebt man leicht nach schnellen Ergebnissen und großen Ereignissen. Man verpasst häufig -mit oder ohne Absicht- dadurch die schönen Kleinigkeiten im Alltag, da sie scheinbar unwichtig und unspektakulär sind. Egal ob es um die Blühtezeit des Mandelbaums vor dem Balkon, um das leichte Aroma eines Grüntees oder um das Vogelgezwitscher am frühen Morgen bzw. späten Abend geht, so vergessen wir manchmal solche kleinen Aspekte im Alltag zu genießen. Wenn alles schnell gehen muss und wir „wichtigere“ Dinge zu tun haben, haben wir somit keine zusätzliche Zeit und Nerven mehr für die schönen Kleinigkeiten des Lebens. Wir rasen quasi durch den Alltag wie auf der Autobahn.

Mir ist im Laufe der Zeit immer mehr bewusst geworden, dass die Schnelligkeit eine innere Unruhe und den darauf folgend Stress verursachen kann. Im Gegensatz dazu tun mir Langsamkeit und Achtsamkeit im Alltag wirklich gut. Dadurch werden die schönen, alltäglichen Kleinigkeiten, die große Wirkung auf das Wohlbefinden haben, wieder „sichtbar“.

„Xiang Slow Life“ ist einerseits mein persönlicher Blog, wo ich quasi die Langsamkeit und Achtsamkeit „praktiziere“, andererseits ein Ort, den ich erschaffen möchte, an dem man die Langsamkeit wieder findet, die man heutzutage so schnell verlieren kann. „Xiang“ bedeutet im Chinesischen nicht nur „fliegen – xiáng 翔“ (mein Name), sondern auch „genießen – xiǎng 享 “.

Ich möchte wieder die Langsamkeit erlernen, die Schönheit der kleinen Schätze im Alltag achtsam genießen und hier mit euch teilen. Wie sieht’s aus? Seid ihr mit dabei?